Moesha Chandler, eine Mitarbeiterin der Mercedes-Fabrik in Alabama, ist nach ihrem Arbeitstag häufig zu müde, um Alltagstätigkeiten wie Kochen oder Duschen nachzugehen.
Sie wählt oft den Weg zum Büro der Gewerkschaft UAW Local 112 Mercedes nach der Arbeit. Ihr Bruder, ein Angestellter bei Ford in Michigan, gewann zahlreiche Vorteile durch die Tarifverträge seiner Gewerkschaft. Dies motivierte Chandler, sich der Gewerkschaft anzuschließen.
Die Gewerkschaft arbeitet daran, eine Arbeitnehmervertretung in der Mercedes-Fabrik zu etablieren. Um eine Abstimmung zu initiieren, benötigen sie die Unterschriften von mindestens 30% der Arbeiter. Die UAW hat seit drei Jahrzehnten versucht, in den Südstaaten Fuß zu fassen. Sie glauben nun, dass sie die Möglichkeit haben, bei Volkswagen und Mercedes einen Durchbruch zu erzielen.
Vance, Alabama: Der Standort des ersten großen Auslandswerks von Mercedes
Mercedes wählte Vance, Alabama, als Standort für sein erstes großes Auslandswerk. Die Entscheidung fiel aufgrund der niedrigen Lohnkosten und hohen Subventionen. Trotz der wachsenden Belegschaft hat das Werk in Vance keine Arbeitnehmervertretung.
Mercedes plant, 1 Milliarde Dollar in den Bau einer Batteriefabrik in Alabama und die Umrüstung auf Elektromobilität zu investieren.
Schwierigkeiten bei der Etablierung von Gewerkschaften
Es gab schon einige Versuche, eine Arbeitnehmervertretung bei Mercedes und Volkswagen in Tennessee zu etablieren, die jedoch bis jetzt erfolglos waren. Gewerkschaften haben traditionell einen schweren Stand in den USA, besonders in den späten industrialisierten Südstaaten.
Die deutschen Autohersteller beteuern ihre Neutralität gegenüber Gewerkschaften. Allerdings gibt es Berichte, dass sie aktiv versucht haben, die Organisierung zu verhindern.
Die Arbeiter in der Mercedes-Fabrik beklagen sich über schlechte Arbeitsbedingungen. Dazu gehören willkürliche Versetzungen, abrupte Schichtwechsel und zwangsweise Überstunden. Die wirtschaftliche Situation stärkte das Selbstbewusstsein der Arbeiter und ermutigte sie, sich für eine Arbeitnehmervertretung einzusetzen.